Der Neurologe Antonio Damasio hat an der Universität von Iowa mehr als 2500 Probanden mit Computertomographie untersucht und “Bilder vom lebenden Gehirn” gemacht, um Einblicke in dessen Arbeitsweise zu bekommen.
Stefan Klein beschreibt in seinem Buch “Die Glücksformel” eins von Damasios Experimenten, mit dem nachgewiesen werden konnte, dass unsere Intention allen Entscheidungen vorausgeht:
Nach: Antonio Damasio: Descartes Irrtum
Stefan Klein beschreibt in seinem Buch “Die Glücksformel” eins von Damasios Experimenten, mit dem nachgewiesen werden konnte, dass unsere Intention allen Entscheidungen vorausgeht:
“Sie gaben Versuchspersonen ein Glücksspiel und schlossen diese dabei an einen Lügendetektor an. Das Spiel, inzwischen als Iowa Card Test bekannt, besteht darin, wiederholt aus zwei verdeckten Stapeln Karten zu ziehen: Der gute Stoss beschert mässige Gewinne im Wechsel mit kleineren Verlusten; der schlechte Stoss ab und an einen ziemlich grossen Gewinn, aber häufig riesige Verluste.Aus: Stefan Klein: Die Glücksformel oder wie die guten Gefühle entstehen.
Ungefähr nach dem zehnten Zug begannen die Probanden den schlechten Stoss zu meiden, und der Lügendetektor meldete leichten Angstschweiss und Herzklopfen, sobald sich die Hand den riskanten Karten näherte. Trotzdem wussten die Versuchspersonen weder, warum sie so handelten, noch bemerkten sie die Reaktionen ihres eigenen Körpers. Erst ab etwa dem fünfzigsten Zug berichteten sie von einer gefühlsmässigen Abneigung gegen den schlechten Stapel. Noch länger, nämlich bis zum ungefähr achtzigsten Zug, dauerte es, bis die Testperson diese Empfindung begründen und das Prinzip des Spiels erklären konnte. [...]
Die Intention ist ganz handfest in unseren Körpern verankert. Wir erwerben sie durch Erfahrung; Bei ihren allerersten Zügen im Kartenspiel hatten die Versuchspersonen noch kein Gefühl für den besseren Stapel. Ihre Gehirne mussten erst lernen, das Ergebnis vorherzusagen. Eine Vorahnung kommt zustande, wenn diese Kalkulation - ein Stapel ist gut, der andere schlecht - an den Körper übermittelt wird, noch bevor sie ins Bewusstsein gelangt.”
Damasio berichtet zudem von einem Probanden, der nach einem Tumoroperation, bei der Teile des Gehirns entfernt werden mussten, nicht mehr in der Lage war, Gefühle zu empfinden. Obwohl sein IQ und sein logisches Denken in keiner Weise eingeschränkt waren, war der Proband nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen, weil er keine Informationen bewerten, d. h. keine Prioritäten setzen konnte.
Beim Kartentest hatte dieser Proband die Regeln sehr schnell durchschaut, konnte aber keinen Ärger oder Abneigung gegen die hohen Verluste und den ‘schlechten Stapel’ entwickeln. Klein schreibt:
“... war ihm zwar klar, dass dieser Stoss zu hohen Verlusten führen konnte, aber er fühlte keinen Grund, dieser Einsicht zu folgen, denn Angst und Ärger waren ihm fremd. Sein Scheitern zeigt, wie wenig die Vernunft allein in der Lage ist, unser Verhalten in sinnvolle Bahnen zu lenken.”
Nach: Antonio Damasio: Descartes Irrtum
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